Dienstag, 24. Mai 2011

Ufos über Merseburg


Ach, ist das Jahr schon wieder vorbei? Mittlerweile kommt es einem fast vor wie der Besuch des Weihnachtsmanns - ein altes, vertrautes Gesicht - und doch ist alles nur gefaked: Erich von Däniken teilt mit seiner rhetorischen Rute mal wieder gegen die ach so verbohrte etablierte Wissenschaft aus, wenn er diesmal auch nur eine mediokre Halle im Städtchen Merseburg füllen kann. Zitat aus der Werbung  Pressemitteilung:
Steinzeitmenschen stellen wir uns als fellbehangene Jäger und Beerensammler vor. Hier stimmt etwas nicht!, argumentiert Erich von Däniken und demonstriert es mit Anlagen aus der Steinzeit, die Kenntnisse einer hohen Geometrie und Technik voraussetzen.

Das da etwas tatsächlich nicht stimmt - da hat er recht: Und zwar mit dem von ihm propagierten Bild der Vorzeit.
Dänikens Vogehensweise (und das seiner Epigonen) ist ja fast immer gleich: Die a) Pyramiden b) Nasca-Linien c) Megalithbauten d) (bitte Passendes einsetzen) sind a) technisch zu ausgefeilt b) zu groß c) zu exakt nach Riegel V ausgerichtet d) schwingen feinstofflich - als dass sie von Menschen gebaut sein können, ergo: sind sie außerirdisch.

Mal abgesehen, dass man die jeweiligen (menschlichen!) Erbauer damit massiv unterschätzt, man beleidigt diese auch aufs Gröbste, wenn man deren Leistung damit zunichte machen will. Das wäre etwa so, wie zu behaupten, wikipedia sei mit seinen tausenden Artikel zu groß, als dass Menschen das alles geschrieben haben könnten - also müssen die Außerirdischen da ihre Finger mit im Spiel gehabt haben - die können mit ihren 17 Fingern pro Hand schließlich auch viel schneller tippen. (Hoffentlich gefährdet das jetzt nicht die Aufnahme zum Unesco-Weltkulturerbe?).

Übrigens auch hübsch, wie Däniken selbst in der Pressemitteilung manipuliert formuliert:
Von der Archäologie zu kurz interpretiert, argumentiert von Däniken, und erschlägt seine Zuschauer mit Bildern, die nie im Fernsehen gezeigt wurden.
 Ja, "nie im Fernsehen" - das heißt aber nicht, dass diese nicht schon einmal in Buchform publiziert waren. Irgendwo muss Däniken die Bilder schließlich rauskopiert her haben. Vermutlich herausgegeben von den "zu kurz interpretierenden" Archäologen, versteht sich.
Verschweigen wird Däniken sicher auch wieder einmal, dass sich Archäologen durchaus auch mit seinen Interpretationen beschäftigt haben - und als Geschwurbel auch widerlegen konnten.
Als Tipp empfehle ich Markus Pössel lesenswertes Buch "Phantastische Wissenschaft. Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar"(rororo, Hamburg 2000) - und nein für diesen Werbeblock erhalte ich leider keine Provision...

Wem das Geld zu schade ist  für einen Besuch des Vortrags die Zeit fehlt, sollte sich mal die (offenbar immer noch aktuelle) Zusammenfassung bzw. den Kommentar des Vortrags von EvH auf Astrodictium simplex anschauen.

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